Teil 3: Die Ergebnisse der modernen Faszienforschung zeigen, dass das Bindegewebe, nicht wie lange angenommen einfach nur ein Füllstoff ist, sondern für unsere Gesundheit, unser Immunsystem und unser gesamtes Wohlbefinden eine immens große Rolle spielt. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die Energiebahnen (Meridiane, Nadis) in den Faszien verlaufen und deren Harmonisierung durch die langen passiven Dehnungen, eine beruhigende und heilende Wirkung haben.

Nicht nur die Muskulatur wird durch das lange Verweilen in einer Position entspannt, auch tiefer liegendes Bindegewebe wird erreicht, also unsere Faszien, Sehnen, Bänder, einige Forscher glauben sogar auch das Knochengewebe.

Faszien bestehen aus: Kollagen, Elastin und wässriger Grundsubstanz, Hyaluronsäure, aber auch Zellen des Immunsystems. Kollagen und Elastin sind Eiweiß- Molekül-Verbindungen. Fibroplasten wiederum stellen das Kollagen oder Elastin her und schwimmen in dieser wässrigen Grundsubstanz. Dort liegen auch sensorische Rezeptoren. So z. B. Schmerzrezeptoren. Bei zu hoher Dehnung kommt ein Schmerzreiz und die Muskeln spannen dagegen und geben so das Signal HALT nicht mehr weiter. 

Neben den Schmerzrezeptoren gibt es in der wässrigen Grundsubstanz auch noch Thermorezeptoren und Rezeptoren wie und wo wir uns im Raum bewegen.

Wie kann ich Faszien bearbeiten?

  1. Schwingende, federnde Bewegungen (Sehnen, Bänder)
  2. Beleben des Fasziengewebes (allerdings nur des oberflächlichen Fasziengewebes) durch Selbstmassage mittels Massagerollen, -kugeln, Tennisbälle, o. ä.
  3. Dehnen aktiv oder passiv (-> Yin-Yoga)
  4. Spüren, Wahrnehmung  (-> Yin-Yoga, Faszien-Yoga)

Es wird unterschieden zwischen Oberflächlichen und Tiefen Faszien. Zu den Oberflächliche Faszien gehören die wichtigen Faszialen Zugbahnen (Thomas Myers). Tiefe Faszien hingegen bilden das drei-dimensionale Netz (Spannungsnetzwerk), das den gesamten Körper durchzieht. So kann ein Zug an einer Stelle sich durch den ganzen Körper fortsetzen und an ganz anderer Stelle Probleme bereiten, wenn die Belastung oder die Fehlhaltung sich im Alltag über Tage, Wochen bis hin zu Jahre summiert. 

Verschiedene Bindegewebstypen

Robert Schleip, eine Koryphäe in der Faszienforschung teilt die Menschen vornehmlich in zwei Bindegewebstypen ein. Diese Bindegewebstypen sind genetisch bedingt (Wikinger- <-> Schlangen-Menschen). Menschen mit festem Bindegewebe (der Wikingertyp) stoßen schneller an ihre Dehnungsgrenzen. Menschen mit weichem Bindegewebe (der Schlangentyp) sind beweglicher und tun sich leichter. Andererseits kommt es aber auch auf die Stellung der Gelenke und den Knochenbau an. Auch dies ist genetisch bedingt. Akzeptiere dies und vergleiche dich deshalb nicht mit anderen -> Du bist wie Du bist, nimm dich so an. Das entstresst.

Dehnung und Kompression

Arten von Kompression:

  1. Knochen auf Knochen (z. B. Ellbogen strecken)
  2. Knochen auf Gewebe (z. B. Vorwärtsbeuge ohne Zug an der Beinrückseite, aber der Beckenknochen drückt auf den Oberschenkel)
  3. Gewebe auf Gewebe (wenn z. B. der Bauch im Weg ist)
  4. Boden stellt die Kompression da, wir kommen nicht tiefer (z. B. Pancake Position -> wäre der Boden nicht da könnte der Oberkörper noch weiter sinken).

Arten von Dehnung:

Dehnung tritt immer auf, wenn Gewebewiderstand da ist.

Schutzanspannung . Spüren, wenn du in die Dehnung gehst, immer ein Stückchen weiter und weiter, evtl. unterlagern an gewissen Stellen. Wie fühlt sich die Dehnung an. Frage dich bewusst: Spannt mein Körper schon dagegen? Dann bist du schon zu weit in der Position. Immer wieder reinspüren und die Grenzen wahrnehmen (Wohlfühlschmerz).

Welcher Schmerz ist gut für mich?

Jeder hat ein anderes Schmerzempfinden. Das kann genetisch bedingt sein. Kann aber auch aus der Kindheit herrühren, wenn z. B. Schmerz in der Kindheit überspielt wurde, mit Aussagen wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, … Schmerz muss ich aushalten und darf ich nicht zeigen, das zieht sich dann bis ins Erwachsenenalter und wir gehen über die Schmerzgrenze hinaus.

Im YIN – Yoga und Faszien – Yoga erfolgt eine Unterscheidung in Grüner Schmerz (Wohlfühlschmerz, eher flächig) und Roter Schmerz (Alarm, Kompressionsschmerz, Grenzüberschreitung, eher punktuell, stechend oder brennend) -> Es empfiehlt sich daher, auf jeden Fall Hilfsmittel zu verwenden oder gegebenenfalls die Position der oder des Gelenkwinkel(s) zu ändern, damit der Geist nicht nur mit dem Schmerz beschäftigt ist und man tiefer gehen kann auf geistiger Ebene. Du kannst aber auch eine ganz andere Position einnehmen, die auf dasselbe Zielgebiet wirkt.