Teil 1: Aus der indischen Tradition heraus kennst du bereits HaTha – Yoga, aber kennst du auch die relativ junge Strömung des YIN – Yoga?

Die Silbe „HA“ aus der altindischen Gelehrtensprache Sanskrit bedeutet Sonne und die Silbe „THA“ bedeutet Mond. Die Silbe „YIN“ wird aus dem Chinesischen mit schattig oder schattiger Ort frei übersetzt und „YANG“ mit Sonniger Anhöhe. In beiden Traditionen ist dies ein Versuch die Dualität der Welt zu erklären und eine Einheit herzustellen: Licht und Schatten, Tag und Nacht, Sonne und Mond, … Eine Einheit herstellen, nur aus einer anderen Tradition heraus (China, Asien)

„YIN“ steht für das weibliche Prinzip, wie Mond und Nacht und „YANG“ steht für das männliche Prinzip, wie Sonne und Tag

Die „YIN“ – Qualität ist demnach eher ein nach innen richten, passiv sein und regenerativ. Passiv heißt im Yoga in der Position (Asana) möglichst wenig bis keine Muskelaktivität, mindestens drei (3!) Minuten in der Position verweilen bzw. in die Position hineinsinken, hineinschmelzen. Loslassen im Körper und sich der Schwerkraft hingeben. Die Qualität des Loslassens wahrnehmen und nicht mehr mit dem Körper beschäftigt sein. Innerlich völlig loslassen, erst dann kannst du auch auf der geistigen Ebene loslassen. Das Gedankenkarusell anhalten, immer selber in dich hineinspüren.

YIN – Yoga heißt Zeit zum Hinspüren. Auf körperlicher Ebene reagiert das Bindegewebe (die Faszien) nach heutigem Wissenstand erst nach 90 Sekunden, um den maximalen Bewegungsspielraum zu spüren. Die Faszien können durch verschiedene sowohl von außen als auch von innen auf sie einwirkende Faktoren verhärten, verfilzen oder verkleben.

Was kannst du durch YIN – YOGA erreichen?

Ästhetisches Yoga wie du es von Bildern aus Hochglanz-Magazinen oder auf gestellten, bearbeiteten Fotos auf den bekannten Social Media Kanälen tagtäglich siehst, sollte nicht das Maß für dich sein. Sieht alles so perfekt aus: perfekte Körper, perfekte Asana, perfekte Location. ABER: Befreie dich von diesen Bildern auch in deinem Kopf.

YIN – YOGA ist eher ein Funktionales Yoga und holt dich genau dort ab, wo du dich jetzt gerade befindest. Kein Körper ist perfekt, keine Position ist perfekt und bei dir zu Hause im Wohnzimmer ist kein Strandfeeling oder Meeresrauschen, … YIN – YOGA bedeutet funktionale Dehnung (Zug) oder Kompression (Druck), in den Körper spüren und sich mit seinem Wohlfühlschmerz „anfreunden“. Dabei immer die eigene Kompressionsgrenze spüren, nicht zu weit gehen, nicht zu ehrgeizig sein, sonst können die Gelenke Schaden nehmen. Jede(r) hat eine andere Anatomie (also nicht neidig auf andere schauen, wenn die in der Stehenden Vorwärtsbeuge problemlos mit der flachen Hand den Boden berühren können ;-)) und jede(r) unterliegt einem natürlichen Verschleißungsprozess. Der Yin-Prozess überwiegt im Laufe des Lebens und je älter wir werden. Allerdings ist YIN-Yoga auch kein Kuschelyoga, also bitte nicht unterfordern.